Regengesang
Regengesang rollte sich missmutig in einer Ecke des großen Kartons, in dem sie ihre Kräuter sammelte - die scharfen fein säuberlich von den wohlriechenden seperiert - zusammen, legte den Kopf auf die Pfoten und blickte in die Ferne. Die letzten Tage hatte sie, dem SternenClan sei Dank, kaum etwas zu tun gehabt. Die meiste ihrer Zeit hatte sie mit dem Mischen und dem Sortieren ihrer Pflanzen und Wurzeln verbracht, während sie zeitgleich versucht hatte, sich die Unterschiede zwischen Schafgabe und Mutterkraut wieder ins Gedächtnis zu rufen. Die Schafgabe hatte mehr und kleinere Blüten, Mutterkraut nur eine einzige und dafür sehr große. Oder war es doch anders herum?
Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen, hoffend, dass es die nächsten Tage weiterhin so ruhig in ihrem Bau bleiben würde - auch, wenn sie es bezweifelte. Die Heilerin wusste nicht ganz, worum es ging, war beschäftigt, als Raustern die Versammlung einberufen hatte. Dennoch hatte sie mitbekommen, dass er mit ein paar Kriegern losgezogen war, um den CanyonClan anzugreifen. Sie vermutete, dass es wieder Streitigkeiten um Territorien waren. Oder es ging um Ehre. Oder beides.
Sie atmete tief ein und erhob sich anschließend wieder, machte sich erneut an die Arbeit, Salben zu mischen, welche die Schmerzen möglicher Kampfverletzungen lindern und deren Entzündung vorbeugen würde. Regengesang konnte nicht sagen, dass sie diesen Angriff guthieß, im Gegenteil. Weder Territorien noch Ehre sollte so wichtig sein, das eigene Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Aber was hatte sie bei solchen Angelegenheiten schon zu sagen? Sie war eine Heilerin, selbst wenn sie ihre Stimme erheben und sich getraut hätte, Raustern ihre Einwände vorzubringen, so hätte sie doch keinen Einfluss darauf gehabt. Solange sie ihren Aufgaben erfüllte und die Verletzten wieder zusammen flickte, nicht mehr und nicht weniger, war der Clan zufrieden mit ihr, und sie mit sich selbst. Was sie selbstverständlich jedoch nicht davon abbrachte, zu hoffen und zu beten, dass man vielleicht eine friedliche Lösung gefunden hatte - und wenn nicht, wenigstens niemand schlimme Wunden hatte erleiden müssen.