Tränenstolz
Stumm starrte ich zum Kutter hinüber. Das typische Gemurmel der anderen Katzen drang von dort zu mir hinüber. Alles Clanleben zog an mir vorbei während ich hier vor meinem kleinen Bau saß, ohne einen Schüler mit dem ich mich zumindest hätte ablenken können. Ich fragte mich, wann wir das nächste Mal einen Kampf gegen den KrähenClan führen würden. Der Streit um die Vogelwiese dauerte nun schon Jahre an, doch in den letzten Monden der Blattleere hatte jeder von uns genug zu tun gehabt, die eigenen Katzen zu versorgen. Nun da Frühling war, wieder frische Kräuter wuchsen und die Beute gut lief, würde der Streit erneut beginnen. Doch ich freute mich darauf. Das waren die einzigen Momente in denen ich mich daran erinnerte weshalb ich gerne ein Heiler war. Im Moment hatte ich es schon wieder fast vergessen.

Schillerpfote Ankunft

"Hallo, ähm ... Heiler-Person?", fragte Schillerpfote vorsichtig in den Bau hinein und horchte darauf, ob eine Antwort kam. Als sie niemanden hörte, fasste sie sich ein Herz und rief noch einmal. Sie war doch sonst nicht so schüchtern. Passierte das etwa auch, wenn man eine Erkältung hatte? Wurde man dann schüchtern? Nee, dachte sie und schüttelte den Kopf, nieste erneut - so heftig, das sie auf die Hinterläufe fiel -, du denkst nur wieder Unsinn. "Bist du da?", fragte sie also und wollte sich eigentlich wieder aufstellen, merkte aber, dass ihre Beine so müde waren, dass sie ihr nicht richtig gehorchten. Also blieb sie einfach so sitzen und wartete.

Tränenstolz Ankunft

Tränenstolz
Ich blickte mich um. Mein Heilerbau sah aus wie immer, doch in der Mitte hockte ein kleines Häufchen Elend. Der Schülerin schien es wirklich nicht besonders gut zu gehen, hoffentlich war es nichts all zu Übles. Grüner Husten war das Letzte was wir gebrauchen konnten "Hey Kleine? Gehts dir nicht gut?", fragte ich sanft.

Schillerpfote

Als die Heiler-Person den Bau betrat, musste sie aufschauen, um sein Gesicht sehen zu können. Er war eine große Katze und jetzt, wo sie seine Augen sah, erinnerte sie sich auch daran, dass sie seinen Namen schon einmal gehört hatte. Tränenstolz. Aus irgendeinem Grund fand sie zwar, dass sie ihn traurig ausschauen ließen, aber ansonsten waren es sehr, sehr schöne Augen. Die Farbe erinnerte sie an den Himmel im Blattfall, als sie noch ein Junges gewesen war. "Nein", miaute sie leise und zog die Nase hoch, um nicht noch einmal niesen zu müssen. "Ich war mit Wellenkralle im Territorium und wir waren schwimmen und dann kam Schnee", begann sie zu quatschen, aber deutlich leiser als normalerweise, "und dann irgendwann haben meine Beine so weh getan und ich musste oft niesen und ich bin ganz müde geworden ..."

Tränenstolz
Nachdem Schillerpfote ihr Problem geschildert hatte, schüttelte ich den Kopf und seufzte. "Das war aber nicht besonders verantwortungsvoll von deinem Mentor in der Blattleere mit dir Schwimmen zu gehen. Schau dich doch an, du bist doch noch fast ein Junges", murmelte ich halblaut vor mich hin und tastete sachte Schillerpfoten Beine ab. Ihr Fell war noch ganz feucht, kein Wunder das sie sich etwas zugezogen hatte. "Ich vermute, dass du dich erkältet hast. Gliederschmerzen kommen bei Erkältungen häufig vor. Gut möglich, dass du auch noch Fieber bekommst...ich hoffe du hast in nächster Zeit nichts geplant? Denn du wirst wohl die nächsten Tage nicht aus dem Nest kommen." Ich versuchte ein aufmunterndes Lächeln.

Schillerpfote

"Ohh", sagte Schillerpfote leise und begann auf Tränenstolz' Frage hin, ausgiebig zu überlegen, ob sie tatsächlich noch etwas vor hatte. Nach kurzer Zeit kam sie zu dem Schluss, dass sie zwar nichts bestimmtes mit Wellenkralle geplant hatte, aber eigentlich noch weiter Schwimmen, Jagen und Trainieren gehen wollte. Und vielleicht mal auf eine Patrouille. Allerdings war Schillerpfote zu müde, um zu protestieren und wunderte sich erneut über sich selbst. Normalerweise war sie nie zu müde zu irgendetwas. Sie gähnte und schon leicht vor sich hin dösend fragte sie Tränenstolz: "Darf ich ein bisschen schlafen? Oder darf man nicht schlafen, wenn man eine Erkältung hat? Meine ..." - ein erneutes Gähnen - "... Mama hat mal gesagt, sie hatte eine Verletzung und dann ist sie krank geworden und man hat ihr gesagt, sie darf nicht einschlafen, weil sie sonst vielleicht gar nicht mehr aufwacht." Eigentlich wollte sie nicht weiter sprechen, weil es ihr irgendwie anstrengend erschien, aber trotzdem fragte sie noch ängstlich: "Ist Fieber schlimm?"

Tränenstolz
"Kannst du gehen? Dort drüben habe ich ein Nest extra für dich. Dort kannst du dich gerne ausruhen während ich ein paar Kräuter für dich vorbereite. Und natürlich darfst du schlafen. Eine Erkältung und auch Fieber ist nichts Tödliches solange es sich nicht zu einem grünen Husten entwickelt. Allerdings würde ich dich bitten damit noch zu warten bis ich dir deine Kräuter gegeben habe, damit sich dein Körper best möglich regenerieren kann", antwortete ich und musterte die ermüdete Schülerin besorgt. Später würde ich auf jeden Fall mit Wellenkralle reden müssen. Er musste besser auf seine Schülerin aufpassen.

Schillerpfote

Erleichtert atmete Schillerpfote auf, als Tränenstolz sagte, dass weder Fieber noch Erkältung schlimm waren und vor allem aufgrund dessen, dass sie schlafen durfte. Der Grüne Husten machte ihr zwar auch ein bisschen Angst, davon hatte sie schon mehrmals gehört, aber sie versuchte, sich keine Gedanken darum zu machen.
"Okay", sagte sie dann leise und versuchte nochmal, aufzustehen, hievte sich letztendlich mit all ihrer verbliebenen Kraft auf die Pfoten und stapfte langsam und mit schweren Beinen zu dem Nest, das Tränenstolz erwähnt hatte. Vorsichtig kletterte sie hinein und ließ sich dann mit einem uneleganten Plumps! hinein fallen. Es war weich und warm und am liebsten hätte sie sich sofort hinein gekuschelt, blieb aber brav wach und wartete auf die Kräuter, die der Heiler ihr geben wollte.

Tränenstolz
Eilig wandte ich mich meinem Kräutervorrat zu. Ich suchte einige Blätter Lavendel und Mutterkraut gegen die Erkältung und mögliches Fieber zusammen. Dazu mischte ich außerdem etwas Heidekraut, damit die Kräuter der Schülerin besser schmeckten. Das Ganze legte ich auf ein großes Blatt und trug es dann vorsichtig zu Schillerpfote hin. Sanft stieß ich sie an, da die junge Kätzin bereits fast eingenickt war auch wenn sie versuchte die Augen krampfhaft offen zu lassen. "Hier iss das und dann kannst du schlafen...", schnurrte ich leise.

Schillerpfote

"Danke", sagte Schillerpfote leise und begann, das Gemisch, das besser roch als sie erwartet hatte, langsam aufzulecken. Würde sie nicht so dringend schlafen wollen, hätte sie sich wahrscheinlich darüber beschwert, dass sie bitter schmeckten. Aber es war ihr wichtig, es schnell hinter sich zu haben und außerdem erschien es ihr furchtbar wichtig, die Kräuter zu nehmen; sie wollte keinen Grünen Husten bekommen. Auf gar keinen Fall.
Als sie den Kräutermatsch komplett vom Blatt geleckt hatte, schaute sie müde zu dem Heiler auf und bedankte sich noch einmal, dann rollte sie sich in ihrem Nest zusammen. Sie hatte das Gefühl, es dauerte ewig, bis sie endlich einschlief, aber als sie es dann tat, träumte sie von Wellenkralle, Taustern und Narbenschrei, der sich in einen bösen Schneekatzen-Krieger verwandelte und letztendlich von ihr, der auserwählten Schülerin Schillerpfote, in die Flucht geschlagen werden musste.

Tränenstolz
Während Schillerpfote langsam in den Schlaf abtriftete, räumte ich meinen Kräutervorrat wieder auf und nahm dann neben dem Nest meiner Patientin Platz. Ich würde fürs erste Wache halten. Zumindest bis ich der Meinung war, dass sie über den Berg war.

Tränenstolz
Ich wachte stundenlang an Schillerpfotes Seite und als sie Fieber bekam, brachte ich sie dazu die nötigen Kräuter zu essen. Schließlich erschien es als sei die zerbrechliche Schülerin über den Berg. Sie schlief zum ersten Mal wieder friedlich, ihr Fieber war verschwunden und sie atmete gleichmäßig. Ich war ein wenig erschöpft, aber auch stolz über meine Leistung. Trotz meiner Abneigung gegenüber dem Heiler sein war ich dennoch gut in dem was ich tat. Da Schillerpfote außer Gefahr war, erlaubte ich mir eine kleine Auszeit. Sie würde auch eine Weile ohne mich auskommen können und ich hatte Hunger. Mit einem gewaltigen Gähnen erhob ich mich, dehnte meinen Rücken und trottete dann aus dem Heilerbau.

Tränenstolz --> Lager

Tränenstolz, Raustern Ankunft

Tränenstolz
Ich wandte mich zu Raustern um. "Hast du außer deiner Rauchvergiftung noch irgendwelche Verletzungen?", fragte ich den KrähenClan-Anführer mit verhaltener Höflichkeit. Ich verspürte eine ganz natürliche Abneigung gegen den Kater, sowie gegen alle KrähenClan-Katzen. Und dass sein Gestank meinen Bau verpestete machte es nicht besser. Trotzdem würde ich natürlich meine Pflicht tun.

Tränenstolz
"Ich habe tatsächlich eine recht empfindliche Nase, da ich mich damit um einiges besser orientieren kann als mit meinen Augen", antwortete ich ein wenig eingeschnappt. Raustern hatte recht, besonders viel von dem typischen KrähenClan-Gestank war nicht mehr an seinem Fell hängen geblieben. Fast alle hier stanken nach Rauch.
Ich wandte mich ab und tappte zu meinem Kräutervorrat nach hinten. Ich suchte etwas Ampfer heraus und trat dann zu einer kleinen Kuhle im Fels. "Du kannst froh sein, dass ich in der Blattleere bisher kaum etwas zu tun hatte. Ich habe hier noch etwas Honig übrig, der wird dir helfen." Ich nahm ein Blatt und strich etwas von dem Honig darauf, dann tappte ich zu Raustern zurück und legte alles vor ihm ab. "Je langsamer du ihn isst, desto besser wirkt er. Herunterschlingen hilft vielleicht im ersten Moment gut, aber dann ist nichts mehr übrig und von mir bekommst du heute keinen mehr. Sicher wollen noch andere etwas gegen Halsschmerzen haben", miaute ich ruppig und begann dann den Ampfer zu zerkauen.

Tränenstolz
Ich spuckte den Ampferbrei auf ein Blatt und verteilte ihn dann sorgfältig auf jedem größeren Kratzer, den ich ihm Fell des Katers entdecken konnte. Wahrscheinlich wäre das nicht unbedingt notwendig gewesen, aber ich war gerne gründlich bei meiner Arbeit.
"Wie hieß sie noch gleich?", hakte ich auf Rausterns Worte hin nach. Kräuterduft, ihr ehemaliger Heiler, und ich waren grundsätzlich immer sehr freundschaftlich miteinander klar gekommen, auch wenn er dem KrähenClan angehörte. Er hatte genau wie ich großes Interesse an einer Kampfausbildung gehabt, war allerdings mit sehr viel mehr Überzeugung Heiler. Ich war das ja mehr aus Pflichtgefühl. Als er gestorben war, hatte ich sogar still ein wenig getrauert. Ich wusste, dass er eine sehr junge Schülerin gehabt hatte, doch bisher hatte ich sie nicht kennengelernt.

Tränenstolz
"Sicher", miaute ich kühl und verschwand wortlos nach hinten in meinen Bau, wo ich die restlichen Ampferblätter wieder im Kräutervorrat verstaute.

Tränenstolz
Als ich Tausterns Ruf vernahm sah ich überrascht auf. Ich hatte erneut nach Schillerpfote gesehen. Sie war immer noch stabil. Vermutlich war sie aufgewacht während ich fort gewesen war, doch inzwischen schlief sie wieder. Es gefiel mir nicht sie schon wieder allein zu lassen, aber ich wollte auch nicht verpassen was bei der Versammlung geschah. Aus diesem Grund warf ich einen letzten prüfenden Blick auf meine Patientin, dann tappte ich hinaus ins Lager und in das Wrack hinein zur Brücke.

Tränenstolz --> Brücke (Hochstein)

Tränenstolz Ankunft

Tränenstolz
Ich eilte zu meinem Kräutervorrat. Dort suchte ich mit schnellen, aber geübten Bewegungen die wichtigsten Kräuter heraus und packte sie mit dem Mund. Anschließend klemmte ich mich noch einen Stock unters Kinn, um den ich zuvor schon Spinnweben gewickelt hatte. Sorgfältig darauf bedacht nichts fallen zu lassen eilte ich zurück ins Lager und hoffte, dass meine Patientin noch nicht zu viel Blut verloren hatte.

Tränenstolz --> Lager

Tränenstolz
Mit einem müden Seufzen saß ich in meinem Bau und blickte auf meine letzte Patientin hinab. Alle anderen Katzen hatte ich schnell wieder entlassen können, da sie nur oberflächliche Wunden gehabt hatten. Muschelklang allerdings war schwer verletzt gewesen. Während des Kampfes war sie von einem Felsen gestoßen worden. Nur dank meiner Aufmerksamkeit hatte ich sie schnell genug gefunden. Ihre Pfote war gebrochen gewesen und ihre eine Seite war so aufgeschürft, dass das rohe Fleisch zu sehen gewesen war. Zum Glück war sie vor Schmerzen bereits ohnmächtig geworden. Inzwischen hatte sich eine Kruste überall dort gebildet, wo die Haut vom Fels aufgerissen worden war. Die Pfote hatte ich fachmännisch geschient, sie würde hoffentlich schnell heilen.
Muschelklang hatte ich regelmäßig Mohnsamen gegeben, sodass sie die letzten Tage mehr im Traum verbracht hatte als wach. Ihr deutlich abgemagerter Körper hatte mich allerdings nun dazu veranlasst, keine weiteren Mohnsamen zu benutzen. Die Kriegerin brauchte Nahrung um weiter zu heilen.

Muschelklang
Das Letzte an das ich mich erinnern konnte war, dass mein kompletter Körper in Flammen gestanden hatte. Die Schmerzen auf meiner rechten Seite hatten mich halb um den Verstand gebracht. Alle anderen Wunden bemerkte ich erst jetzt, da ich langsam aus meinem Dämmerzustand erwachte und der flammende Schmerz auf meiner Hand nicht mehr so entsetzlich war. Vor allem mein leerer Magen krampfte schmerzhaft. Hunger!