Rostfell Ankunft

Rostfell

Ich trat ein und neigte kurz den Kopf, als Zeichen des Respekts. Dann setzte ich mich nieder und sah abwartend zu Silberstern.

Rostfell

"Ja, ich habe euch belauscht", murmelte ich leise und als Silberstern sagte, sie hätte lieber Glutregen als zweiten Anführer gewählt, ließ ich enttäuscht den Schweif hängen. Dann miaute ich eilig und zuversichtlich. "Ich werde deine Erwartungen als zweiter Anführer nicht enttäuschen. Gerade jetzt, nach dem Kampf gegen Jasons Schergen, müssen wir zusammenhalten."

Rostfell

Ich zuckte zustimmend mit dem Schweif. "Wird nicht wieder vorkommen. Dann sprich, ich höre."

Rostfell

Ich nickte. "In Ordnung." Dann erhob ich mich. "Noch etwas?"

Silberstern
Schließlich erhob ich mich und verließ mit Rostfell gemeinsam den Anführerbau. Wenn ich hier alleine herum saß, würde ich zu viel über meine Unzufriedenheit und meine Zweifel im Bezug auf den SternenClan nachdenken. Immer wieder fragte ich mich, ob unsere Ahnen wirklich so allwissend waren wie wir alle glauben sollten. Schließlich waren sie ja auch nur tote Katzen. Und wenn ich so etwas dachte, war ich dann überhaupt noch als Anführerin eines Clans geeignet? Vielleicht wollte mir der SternenClan auch zeigen, dass ich Platz für einen neuen Anführer machen musste. Ich seufzte leicht und versuchte diese verwirrenden Gedanken aus meinem Kopf zu drängen.

Silberstern, Rostfell --> Lagerplatz

Rostfell

Ich schüttelte den Kopf. "Lassen wir den Clan denn von ihr zerstören? Klar, sie hat jemanden umgebracht und sie verdient ihre Strafe dafür, aber ich halte die Behauptung, dass sie den Clan zerstört für unbegründet. Generell scheint mir der Clan gar nicht zerstört zu sein, auch nicht in Ansätzen. Du fängst an zu viel in die Geschehnisse zu interpretieren, Felsentraum", miaute ich ernst und ruhig. Ich wollte Felsentraum damit nicht angreifen und ich stellte auch nicht in Frage, dass Pantherlist es verdiente, verstoßen zu werden, aber ich war nicht mit Felsentraums Meinung bezüglich unseres Clans einverstanden. Er sah den Clan am Verrotten voller unzuverlässiger und falscher Katzen. Aber eigentlich war genau das Gegenteil der Fall. Schließlich waren wir der stärkste aller Clans, hatten viele Schüler und treue Krieger. So sehr es mir auch missfiel, selbst Pantherlist war dem Clan treu ergeben, wenn auch bösartig und hinterlistig.

Silberstern
Ich nickte Felsentraum kurz zu um ihm zu zeigen, dass ich ihm nicht wirklich böse war. Ich hatte nur vor dem Clan keine andere Möglichkeit gesehen als ihn zurecht zu weisen. Mit aufmerksamem Blick lauschte ich anschließend Rostfells Worten. "Ich denke, dass Rostfell Recht hat. Der Clan ist stark. Wir müssen nur verhindern, dass solche wie Pantherlist ihn weiter schwächen. Es ist im Grunde eine Schande, dass sie so geworden ist. Ich meine sie ist wirklich talentiert. Ich kann immer noch nicht verstehen, weshalb sie ihr Leben einfach wegwirft. Doch nun ist sie einmal zur Mörderin geworden und ich bin sicher sie zögert nicht es wieder zu tun, wenn sie es für nötig hält. Felsentraum, deine Meinung kenne ich, Rostfell, was denkst du was mit ihr passieren soll?" Ich war gespannt auf seine Antwort. Rostfell hatte immer die verrücktesten Ideen auf die ich nie im Leben gekommen wäre.

Rostfell

Ich neigte nachdenklich den Kopf. "Eigentlich sollten wir sie ohne zu Zögern in die Verbannung schicken, aber... wir haben nicht wirklich viele Krieger und wir beide sind schon alt. Wie sollen drei Krieger 4 Schüler ausbilden und zudem noch den Clan mit allem versorgen?" Ich seufzte. "Wenn man wenigstens Dunkelklaue trauen könnte, aber ich fürchte der ist von noch schlimmerem Kaliber als Pantherlist, immerhin ist er nicht einmal loyal. Pantherlist ist loyal und eigentlich dürfen wir sie genau deshalb nicht verbannen. Stell dir vor, sie nähme das als Grund die Treue aufzugeben und würde den anderen Clans erzählen, dass du eine Mörderin zur Kriegerin ernannt hast. Das wäre fatal. Wir müssen uns also ihre Treue sichern ohne ihr die Möglichkeit zu geben, dass sie noch mehr Schaden anrichtet. Momentan sollte das kein Problem sein, da sie nie im Leben einen unseres Clans töten würde, aber sollten wir noch einmal jemanden wie Waldläufer aufnehmen, dann..." Ich schluckte bei dem Gedanken, dass Waldläufer nun tot war, immerhin waren wir gute Freunde gewesen... "dann sollten wir entweder den Streuner oder Pantherlist durchgehend im Auge behalten, bis sie ihn als Clankameraden akzeptiert. Ich würde also vorschlagen..." bei dem Gedanken, dass Pantherlist keine richtige Strafe erwarten würde, sträubte sich mir das ganze Fell, doch ich wusste, dass es momentan das einzig Kluge war. Wenn meine Entscheidung falsch sein würde und Pantherlist weiteren Schaden im Clan anrichten würde, würde ich mir das nie verzeihen, aber ich hoffte auf ihre Sympathie zu Tigerpfote, die mir vorhin aufgefallen war. "Ich würde vorschlagen, dass wir Pantherlist nicht verbannen, sondern wie geplant mit der Ausbildung von Tigerpfote betrauen. Die beiden haben sich bisher gut verstanden. Ich hoffe darauf, dass es ihr Strafe genug sein wird, dass der ganze Clan sie verachtet, das könnte sie bei ihrer Loyalität am meisten schmerzen. Außerdem ist Tigerpfote ursprünglich auch ein Streuner. Wir sollten mit ihr reden. Wenn Pantherlist wirklich Sympathie für Tigerpfote empfindet, kann sie ihr vielleicht zeigen, dass Streuner nicht weniger wert sind als Katzen unseres Clans. Vielleicht schaffen wir es sogar sie zur Reue für ihre Tat zu bewegen." Danach endete ich und sah abwartend zu Silberstern. Mir war klar, dass meine Entscheidung umgekehrter Psychologie entsprach, indem ich sie durch Gnade und nicht durch Strafe zur Besserung bewegen wollte und dass das schon einmal fehlschlug, aber wenn wir sie verbannten, wurde sie mit ihrem Wissen zur tickenden Zeitbombe.

Silberstern
Ich hörte stumm zu und unterbrach Rostfell nicht. Mit einem Mal war ich froh, dass Felsentraum schon den Anführerbau verlassen hatte, denn ansonsten hätte Rostfell seine Idee nicht einmal ausformulieren können. Es war eine absurde und vollkommen bescheuerte Idee. Ich hatte im ersten Moment den Drang unterdrücken müssen meinem zweiten Anführer eine zu verpassen. Allerdings gab ich ihm in gewissen Punkten durchaus recht. Wir brauchten jeden Krieger den wir kriegen konnten und wir durften nicht zulassen, dass Pantherlist zu den anderen Clans ging und alles ausplauderte. Ich dachte da allerdings weniger an Pantherlists Ernennung sondern insbesondere an das Höhlensystem und die ganzen geheimen Gänge von denen die anderen Clans nichts wussten. Es würde die Sicherheit des Clans gefährden, wenn die anderen Anführer davon erfuhren. Trotzdem konnte ich die Idee einer Straffreiheit nicht teilen. Für mich stand fest, dass Pantherlist eine Strafe bekommen musste. Der SternenClan hatte sie bereits verschont, er hatte sie sogar belohnt gehabt, und trotzdem hatte sie diese Chance nicht ergriffen und einfach weiter gemacht. Noch dazu war ein versuchter Mord eine ganz andere Sache als ein richtiger Mord.
Nach einer langen Pause miaute ich: "Es ist ungeheuerlich eine Mörderin unbestraft zu lassen. Selbst du solltest verstehen, dass ich das nicht machen werde. Ein Mord ist etwas Unverzeihliches. Und selbst wenn ich gewillt wäre deiner Idee etwas abzugewinnen...der Clan wird das nicht akzeptieren. Besonders Felsentraum nicht, er weiß schließlich genau was Pantherlist noch so alles getan hat und du siehst doch wie sehr es ihn in Rage bringt. Und ehrlich gesagt bin ich da nicht viel besser...allein meine Erfahrung als Anführerin und meine Neigung immer alles abzuwägen und nicht voreilig zu handeln haben mich daran gehindert sofort im Eifer des Gefechts ein Urteil auszusprechen. Rostfell, es ist indiskutabel, dass Pantherlist ungeschoren davon kommt! Dafür ist sie einfach zu weit gegangen!"

Rostfell

"Aber sie wird nicht ungestraft davonkommen! Genau darauf will ich ja hinaus, Silberstern. Eine psychische Strafe ist viel effizienter als eine körperliche." Ich schwieg kurz, dann legte ich dar, was ich meinte. "Stell dir vor, wir schaffen es mithilfe von Tigerpfote, Pantherlist klar zu machen, dass sie einen Fehler begangen hat. Dann wird es nichts Schlimmeres für sie geben, wie in einem Clan zu leben, der sie verachtet, in dem Wissen, dass sie keine Strafe erhalten hat, wie sie sie eigentlich verdient hätte. Sie wird sich selbst ihre Schuld nicht vergeben können, weil sie nicht dafür gestraft wurde und selbst wenn sie sich bessert, wird die bleierne Schwere ihrer Schuld sie ihr Leben lang begleiten. Vielleicht..." Ich schluckte kurz, denn mir war durchaus bewusst, was diese Strafe wirklich bedeutete. "Vielleicht ist diese Strafe sogar grausamer als sie zu töten. Denn wenn der ganze Clan sie hasst, wird sie sich wünschen, sie wäre bereits tot." Dann schwieg ich. Für mich war nicht einmal mehr die Frage, ob es genug Strafe war, eher, ob es nicht zu viel Strafe war. "Natürlich wird der Clan sich damit nicht zufrieden geben wollen, aber sie werden es akzeptieren, weil du ihre Anführerin bist und genau daran, dass der Clan deine Entscheidung für schlecht befindet, wird sie sich die Schuld geben. Wenn es funktioniert, dann wird das Vertrauen in dich, dass durch die Ernennung zum Krieger in Frage gestellt ist und auch durch diese nächste Entscheidung, umso mehr gestärkt, weil sie dann merken, dass du weißt, was du tust. Sollte es schiefgehen und Pantherlist bessert sich nicht, sondern mordet erneut, so werde ich die volle Verantwortung für diese Entscheidung übernehmen und meinen Rücktritt erklären."

Silberstern
"Das ist eine schöne Vorstellung die du da hast Rostfell, aber ich fürchte dass das nicht funktioniert. Pantherlist ist so blutrünstig, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so etwas wie Reue empfinden kann...und ganz sicher wird sie sich für nichts die Schuld geben. Wenn ich sie nicht bestrafe wird sie denken, dass sie so einfach weiter machen kann und wer weiß wen sie als nächstes ins Visier nimmt", antwortete ich ruhig und dachte dann eine Weile nach, wobei ich Rostfells Meinung gegen Felsentraums und meine Eigene abwägte. Vielleicht konnte ich ein Kompromiss zwischen beiden finden. Es war schwierig, aber schließlich hatte ich mir etwas überlegt. Ich war gespannt was Rostfell dazu sagte.
"Ich denke ich habe mich entschieden. Ich werde sie nicht verbannen, weil es für den Clan vermutlich schädlicher wäre sie zu verlieren, da sie den ganzen Mord und das blutrünstige mal weggelassen eine treue Kriegerin ist. Allerdings wird sie trotzdem hart bestraft. Sie behält zwar ihren Kriegernamen, aber sie wird auf die Rechte eines Junges herabgestuft. Sie darf das Lager nicht verlassen und ansonsten auch nicht wirklich etwas tun. Das einzige was ich ihr gestatte ist das Training mit Tigerpfote in der Trainingshöhle. Die Jagt wird Tigerpfote auf Jagdpatrouillen üben nicht aber mit Pantherlist. Sie wird in der Höhle bleiben und kein Tageslicht sehen bis ich es wieder gestatte. Dann werden wir sehen ob sie meinen Befehlen gehorchen kann...verstößt sie nur einmal dagegen werde ich sie rausschmeißen. Dann wirst nicht einmal du Rostfell daran etwas ändern können."

Rostfell

Erschrocken fuhr ich auf. "Sie soll kein Tageslicht sehen?" Ich verabscheute Pantherlist, aber... "Silberstern, sie würde erblinden! Das können wir nicht machen!"

Silberstern
"Meine Güte Rostfell. Wegen ein paar Monden in der Dunkelheit wird niemand erblinden. Es wird sie schwächen oder unglücklich machen, aber mehr auch nicht. Es ist ihre Chance mir zu beweisen, dass sie meinen Befehl über ihre eigenen Interessen stellt. Genau so werde ich es ihr sagen", antwortete ich und musterte Rostfell verächtlich. Er war eindeutig zu dramatisch für einen so alten Kater. "Ich habe schließlich nicht vor sie für immer in der Höhle einzusperren, doch sie wird sich ihre Kriegerprivilegien jetzt hart erarbeiten müssen. Durch Tigerpfote Ernennung beispielsweise."