Cotton
Ich musterte die Kriegerin genau. Sie war eine gute Schauspielerin gewesen...oder ich sah jetzt die schlechten Züge in ihrem Gesicht mehr als die Guten. Geduldig wartete ich ab, bis die Heilerin fertig war und sich in den hinteren Teil des Heilerbaut zurückgezogen hatte. "Ich habe gehört, du sollst mich bewusst als Köder für den Uhu benutzt haben? Unter dem Wissen, dass ich dabei auch sterben könnte", wandte ich mich dann ruhig Pantherlist. "Stimmt das? Ich würde gerne deine Sicht dazu hören..."

Pantherlist

Ich nickte. "Das ist wahr. Der Uhu wollte meine Kinder fressen. Also habe ich mir diesen Plan ausgedacht, um ihn zur Strecke zu bringen", erklärte ich wahrheitsgemäß und ohne eine erkennbare Gefühlsregung.

Cotton
Ich nickte verständnisvoll. „Das ergibt Sinn. Natürlich finde ich es dagegen eher unverständlich, weshalb dir mein Leben scheinbar so wenig wert ist. Ich habe schon erlebt, dass mich Katzen angegriffen haben, weil ich in ihr Revier eingedrungen bin oder weil sie mich einfach nicht leiden konnten, aber noch nie wollte mich jemand hinterrücks ermorden lassen", miaute ich langsam. "Ich denke du hättest eine bessere Lösung finden können, wenn du gewollt hättest. Du bist überdurchschnittlich klug, würde ich sagen. Was habe ich dir getan, dass du meinen Tod billigend in Kauf genommen hättest?"

Pantherlist

"Nichts", miaute ich bloß. "Du hast mir nichts getan. Aber du warst einfach ein gutes Opfer, gutgläubig, weiß und dick. Es hätte keinen besseren Happen für den Uhu geben können. Du warst kurz gesagt ein Mittel zum Zweck." Das mochte hart klingen, aber so war es eben.

Cotton
"Also fühlst du dich nicht schuldig?", fragte ich von so viel Gleichgültigkeit etwas angewidert. Pantherlist vermittelte nicht das Gefühl, dass sie etwas bereute. Wie wurde man so kalt?

Pantherlist

"Schuldig, was heißt schon schuldig", miaute ich und nun war ein Hauch von Frust aus meiner Stimme zu hören. "Es war einfach nur dumm." Ich hatte mir damit mein eigenes Leben kaputt gemacht, der Clan hasste mich, Tigerherz war von mir angewidert, der Clan hasste meine Kinder, obwohl sie unschuldig waren. Das tat mir leid. Nicht irgendein Hauskätzchen, das ich gar nicht kannte.

Ankunft Dämmerpfote
Ich betrete den Heilerbau und inhaliere zuerst einmal die beruhigenden Gerüche des Heilerbaus. Ein wenig fällt die Anspannung von mir ab. Suchend schaue ich mich um und vermeide dabei, zu meinet Mutter und Cotton zu schauen. “Zeitensprung, Ufersee schickt mich. Du sollst mich mal durchchecken.“

Cotton
Ich schüttelte enttäuscht den Kopf. "Das ist schade...ich möchte deine Familie nicht kaputt machen...aber mir scheint, du hast aus dieser ganzen Sache nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Ich kann es nicht verantworten, dass bei deiner nächsten Dummheit jemand stirbt, weil du den Wert jeder einzelnen Katze nicht erkennst. Ich weiß ihr Clankatzen haltet nicht besonders viel von Hauskätzchen, aber soweit ich das inzwischen mitbekommen habe, ist euch die Einhaltung eures Gesetztes sehr wichtig. Und dazu gehört sicher auch, dass man niemanden einfach so tötet. Denn sonst würden sich deine Clangefährten nicht so über dich empören. Hab ich Recht?"

Pantherlist

Ich nickte bloß. "Recht hast du." Ich hielt inne, als Dämmerpfote komplett durchnässt und verschlammt in den Heilerbau kam. "Wie siehst du denn aus?", miaute ich besorgt und sprang auf, um sie zu begutachten. Hoffentlich war ihr nichts passiert... "Warum bist du bei dem Wetter draußen?"

Dämmerpfote
Ich weiche einen Schritt zurück und starre Pantherlist unschlüssig an. Dann erwidere ich ihren Blick traurig: “Ich gebe Cotton recht. Du bist eine Gefahr für deine Clankameraden, von denen du vorhin noch erzählt hast, dass sie dich beschützen.“ Ich zucke mit den Ohren: “Tut mir leid, was Pantherlist dir angetan hat. Ich hoffe du wirst wieder richtig gesund.“, wende ich mich der Hauskatze zu. Hoffentlich kommt Zeitsprung bald.

Cotton
Ich lächelte die kleine Katze freundlich an. "Ach das wird schon, keine Sorge...wie heißt du denn?", antwortete ich und meine Stimme wurde warm. Ich konnte mir vorstellen, dass sie Pantherlists Tochter war...so wie die Kriegerin reagiert hatte. Unglaublich, dass sie so ein süßes und mitfühlendes Lebewesen hatte großziehen können.

Dämmerpfote
Ich neige höflich den Kopf: “Mein Name ist Dämmerpfote.“, erwidere ich freundlich und mustere den Kater neugierig: “Wieso hast du dein Hauskätzchenleben verlassen?“

Cotton
"Ich musste meinen Bruder finden, weil...naja, er ist eben meine Familie. Und außerdem hat mir das Leben außerhalb der Stadt sehr gut gefallen. Ich mag Menschen...zumindest die meisten, aber sie können trotzdem sehr anstrengend sein. Und in ihrer Umgebung ist es laut, schutzig und es kann auch gefährlich werden. Und wenn man durch die Gegend zieht, trifft man allerhand interessante Katzen", miaute ich und musterte Dämmerpfote dabei.

Dämmerpfote
“Ich habe noch nie Zweibeiner gesehen.“, schnurre ich belustigt: “Aber so wie sie beschrieben werden, scheinen sie interessant auszusehen.“ Ich habe die Ohren neugierig gespitzt: “Leben viele Katzen ohne Clan? Ich kann mir so ein Leben überhaupt nicht vorstellen. Das muss doch gefährlich sein und einsam...“

Cotton
"Es gibt mehr als man denkt. Viele wurden von ihren Menschen ausgesetzt, manche stammen auch schon von anderen Einzelläufern ab. Andere haben wie ich ihre Besitzer freiwillig verlassen. Sie sind alle wahre Überlebenskünstler. Manche ziehen es tatsächlich vor alleine zu reisen, weil sie sich so sehr an die Einsamkeit gewöhnt haben. Aber es gibt auch Gruppen die zusammen leben. Oft Gefährten und ihre Jungen. Einmal habe ich auch zwei Schwestern getroffen, die mich beinahe in Fetzen gerissen hätten bis sie verstanden hatten, dass ich ihnen nichts Böses will", erzählte ich bereitwillig. Dämmerpfote hatte noch so wenig von der Welt gesehen...und vermutlich würde sich das auch kaum ändern, da sie quasi für ihr Leben innerhalb des Clanterritoriums festsaß. Für einen älteren Kater wie mich kein großes Problem mehr, doch eine junge Katze musste doch die Welt sehen. Als ich so jung gewesen war wie Dämmerpfote hatte meine Neugierde mich durch die ganze Stadt getrieben. Ich hätte dabei sterben können, aber so war man eben als Jungkatze. Unvorsichtig und dumm.

Pantherlist

Bei Dämmerpfotes Worten zuckte ich zusammen. Sofort drehte ich mich um und lief in die dunkelste Ecke des Heilerbaus. Dort setzte ich mich mit dem Rücken zu den beiden so fröhlich quatschenden und starrte die Wand an. Die Worte von Dämmerpfote verletzten mich schwer. Das ist nicht wahr... Ich würde niemals einem Clangefährten etwas tun... Dem Clan gilt meine ganze Treue.

Dämmerpfote
Ich habe ein wenig Mitleid mit meiner Mutter, aber ich habe im Moment keine Ahnung, wie ich mit dem Gefühlschaos in mir umgehen soll. Daher bin ich sehr erleichtert, als mir Cotton von seinen bisherigen Erlebnissen in der weiten Welt erzählt. Gespannt lausche ich seinen Ausführungen. Gleichzeitig wird mir bewusst, dass so ein Leben nichts für mich wäre. Ohne einen Clan, der mich beschützt, ohne Freunde und ganz auf sich alleine gestellt. Obwohl ich ihn ein wenig um die Erfahrungen beneide, die er machen durfte, tut er mir auch ein wenig leid, dass er sie mit niemandem gemeinsam erlebt hat. "Das hört sich alles sehr abenteuerlich an. Vermisst du das Leben? Oder kehrst du wieder zurück zu deinen Zweibeinern?" Ich mache es mir vor ihm gemütlich. Zeitensprung scheint sehr beschäftigt zusein. Obwohl mir immer noch kalt ist, spüre ich, wie mein Fell in dem warmen Bau langsam trocknet. Außerdem lenken mich Cottons Geschichten von meinen Sorgen ab...

Pantherlist

"Ja, aber nicht wegen diesem dummen Kater, sondern wegen meiner Tochter", antwortete ich leise ohne mit der Wimper zu zucken oder den Kopf zu heben. Ich dachte, dass mich wieder der Geist aus meinem Traum heimgesucht hatte. Wäre ja auch kein Wunder, da sich mein anderes Ich bereits dort über mein Versagen belustigt hatte. "Du weißt, dass mir das Leben einer dahergelaufenen Fellkugel nichts wert ist", fügte ich deshalb auch karg hinzu.

Pantherlist

"Allein wegen meinen Jungen habe ich diesen Plan geschmiedet." Nun hob ich den Kopf und der Kater, der neben mir saß, war nicht ich, sondern Felsentraum. "Ach, du also", miaute ich mit einem undeutbaren Unterton.

Cotton
"Ich vermisse es ein wenig, aber ich bin schließlich immer schon sehr anpassungsfähig gewesen. Ich komme mit allem klar was das Leben so für mich bereit hält", antwortete ich. "Zu den Menschen würde ich wohl erst zurückkehren, wenn es eine Chance gäbe Ray, meine Gefährtin, wiederzusehen. Aber da sie seit zwei Blattwechseln niemand mehr gesehen hat, wird das wohl kaum passieren." Ich bemerkte besorgt, dass Dämmerpfote immernoch stark zitterte. "Alles in Ordnung bei dir? Du siehst unterkühlt aus. Nicht, dass du dir eine Krankheit einfängst..."

Dämmerpfote
“Wenn mein Fell endlich trocken wird, wird es schon gehen.“, schnurre ich dankbar, bevor ich wieder an seine Geschichte anknüpfe: “Warum ist deine Gefährtin verschwunden?“ Traurig schaue ich Cotton an. Wie kann er so entspannt sein bei dem Gedanken?

Cotton
"Ihre Menschen sind umgezogen. In eine andere Stadt. Das ist etwas, dass man lernen muss, wenn man bei den Menschen lebt. Man ist dieser Willkür ausgesetzt. Man verliert Freunde, Geschwister, Gefährten oder seine eigenen Jungen. Das ist auch ein Grund, weshalb ich dort nicht mehr geblieben bin", antwortete ich. Meine Stimme verriet keine Trauer, obwohl ich immernoch unter dem Verlust meiner Gefährtin litt. Doch ich hatte mich inzwischen fast damit abgefunden und ließ es nicht mehr so nah an mich heran.