Mondkralle
Ich zuckte mit den Ohren und seufzte. "Schon gut, wäre dir wohler wenn wir losgehen und Zeitensprung von der Quelle abholen?", fragte ich. Ich wollte das Falkenklaue endlich Ruhe gab und für ein ordentliches Gespräch zu gebrauchen war. Doch scheinbar war das erst möglich wenn unsere Heilerin wieder sicher im Lager saß.

Nachtpfote
Ich nickte überzeugt und war ganz fasziniert von den Dingen, die Dämmerpfote erzählte. Doch meine Gedanken wanderten schließlich wieder zurück zu Giftpfote. Am besten wäre es, wenn wir unseren nervigen Stiefbruder ein wenig erschreckten. Zu einem heimlichen Ausflug würden wir ihn nicht überredet bekommen...aber vielleicht wenn ein Krieger mitkäme. Doch wer würde sich zu einer Patrouille mit zwei Schülern überreden lassen, ohne uns nachher für den Streich all zu hart zu bestrafen? Mir fiel im ersten Moment nur unser Vater ein. Wenn Sturmpfote und ich wieder unter vier Augen waren, dann würde ich ihn fragen ob ihm noch jemand einfiel.

Tigerherz
Irgendwie fühlte ich mich mit einem Mal ein wenig einsam, wie ich da vor dem Kriegerbau hockte. Ich wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war...schließlich bedeutete es, dass mir nicht mehr alles egal war und ich mit meinen Gedanken nur noch bei meinem wertlosen Leben war. Ich seufzte leise und erhob mich. Kupfernacht schien sich nach einem Gesprächspartner umzusehen. Die Königin war groß und dünn und auf jeden Fall nicht mein Typ...doch sie machte einen netten Eindruck, also beschloss ich ihr eine Chance zu geben. Rein freundschaftlich natürlich. Ich wusste sowieso nicht, ob ich jemals wieder zu tieferen Gefühlen in der Lage sein würde. Mein Herz gehörte nach wie vor Pantherlist, auch wenn sie ihre Zähne hineingeschlagen, es aus meiner Brust gerissen und dann zerfetzt hatte.
Also trottete ich zu Kupfernacht und hockte mich mit angemessenem Abstand neben sie. "Hallo...", grüßte ich und wollte noch etwas hinzufügen, doch ich wusste beim besten Willen nicht was ich sagen sollte. Ich hatte vollkommen verlernt ein unverfängliches Gespräch zu führen.

Tigerherz
Über das Wetter zu reden empfand ich als unglaublich unnötig und langweilig, doch ich wusste natürlich, dass es ein sehr simples Thema war über das man auch mit einer unbekannten Katze gut reden konnte. Ich wusste nicht, ob das Kupfernacht Intention gewesen war oder ob ich einfach wieder zu viel dachte. "Ein wenig stimmt...aber ich glaube nicht, dass wir so schnell von der Blattleere befreit sind. Es schneit zwar nicht mehr, aber noch ist es zu kalt für Pflanzen, um wieder zu wachsen."

Tigerherz
"Nein, ich bin ehrlich gesagt auch nicht besonders scharf darauf gewesen. Ich muss den SturmClan nicht kennenlernen. Mir reichen die ganzen Fremden im eigenen Clan vollkommen aus", antwortet ich und war froh darüber, dass Kupfernacht bisher das Gespräch führte. So musste ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was ich die Königin fragen sollte. Alle Fragen über ihren verschwundenen Gefährten waren vermutlich dünnes Eis. Ich konnte nach der Schwangerschaft und den zukünftigen Jungen fragen. Zufrieden merkte ich mir dieses Thema und behielt es im Hinterkopf, falls eine peinliche Stille entstehen würde.

Tigerherz
"Aus welchem Clan kommst du? Aus dem HöhlenClan nicht dann würde ich dich kennen...", fragte ich und war erfreut, dass Kupfernacht sich ähnlich fühlte wie ich. Ich vertraute immer noch mehr den Katzen, die ich aus dem HöhlenClan kannte...auch wenn davon nicht mehr all zu viele übrig geblieben waren...Silberstern, Dunkelklaue, Pantherlist, Felsentraum...sie alle waren inzwischen fort. Immerhin war Glutstern als ehemaliger HöhlenClaner unser Anführer.

Tigerherz
"Gut, dass es nicht so passiert ist. Wir haben sieben Schüler, die keinem der alten Clans mehr angehört haben. Außerdem hätten wir gespalten kaum Gegenwehr leisten können. Der SturmClan hätte mit Sicherheit unser gesamtes Territorium besetzt und uns vertrieben...", erwiderte ich und musterte Kupfernacht interessiert. Ich hatte nicht gewusst, dass es hier im Clan noch andere Katzen gab, die die alten Clans so sehr vermissten wie ich. Damals im HöhlenClan war noch alles gut gewesen. Bis auf Dunkelklaue den Psychopathen...den vermisste ich ganz und garnicht.

Tigerherz
"Ich fühle mich hier nicht zuhause. Das liegt wohl daran, dass mir die meisten hier sehr fremd sind. Pantherlist ist weg. Ich weiß die meisten hier sind froh darüber, ich nicht. Sie war alles was ich hatte", miaute ich und wusste dabei selbst nicht so genau, weshalb ich Kupfernacht das anvertraute. Ich wusste schließlich kaum etwas von ihr. Doch irgendwie fühlte es sich richtig an.

Tigerherz
Ich nickte stumm, fühlte mich aber plötzlich unwohl bei dem Thema. Ich wollte nicht mehr so viel an Pantherlist denken. Deshalb versuchte ich so unauffällig wie möglich das Thema zu wechseln. "Wann kommen deine Jungen eigentlich? Hast du dir schon Namen überlegt?", fragte ich und musterte die Königin eingehend. Besonders stark sah man den Bauch nicht. Entweder dauerte es noch bis die Jungen kamen oder aber Kupfernacht hatte Glück und wurde nicht zu einer Kugel. Ich hatte bereits bei Pantherlist und Blattfall sehen können wie unterschiedlich Schwangerschaften ablaufen konnten. Das Bild der sterbenden Blattfall schoss mir durch den Kopf...und neben ihr das toten Junge, welches Giftpfote noch im Mutterleib erwürgt hatte. Ich fragte mich immer noch, ob es nur Zufall gewesen war oder ob mehr dahinter steckte. Jedenfalls hoffte ich, dass Kupfernacht Geburt reibungslos ablaufen würde und sowohl Mutter als auch die Kleinen alle überlebten.

Tigerherz
"Die Namen hören sich hübsch an. Die Schüler werden sich sicher freuen wenn sie dann nicht mehr die Jüngsten im Clan sind", miaute ich und dachte daran, dass ich wohl niemals Junge haben würde. Doch irgendwie machte mir das nichts aus. Mir reichten Dämmerpfote, Schattenpfote und Giftpfote. Sie waren zwar nicht meine Jungen, aber doch so etwas in der Art. "Falls du bei der Geburt Beistand brauchst stelle ich mich gerne zur Verfügung. Ich habe zwar noch keine eigene überstanden, aber zwei miterlebt." Ich dachte daran, wie überfordert Zeitensprung bei den Geburten der Schüler gewirkt hatte. Hoffentlich kam sie bei Kupfernacht besser zurecht, wo doch Felsentraum nun nicht mehr neben ihr stehen konnte und ihr sagte war zutun war.

Tigerherz
Ich lächelte leicht, was ich seit einer Weile nicht getan hatte. "Keine Sorge, ich halte meine Versprechen für gewöhnlich." Ich begann mein Fell zu putzen und fühlte mich dabei so entspannt wie seit langem nicht mehr.

Tigerherz
"Fleißig jetzt vielleicht nicht unbedingt...eher ziemlich abenteuerlustig und gerissen. Ständig schleichen sie sich aus dem Lager oder stellen sonst einen Unfug an. Und mein eigener Schüler hat seinen ganzen Respekt mir gegenüber verloren, weil ich ihn seit Pantherlists Weggang vernachlässigt habe. Aber Dämmerpfote ist wirklich unbezahlbar. So eine gute Seele findet man kein zweites Mal." Wie konnten Pantherlist und Dunkelklaue nur solch eine Tochter bekommen?, fügte ich in Gedanken hinzu.

Tigerherz
Ich nickte. "Das stimmt. Ich fühle mich auch nicht ganz wohl in ihrer Gegenwart. Man weiß nicht wo man hinsehen soll und ein wenig gruselig ist es auch, wenn sie einen mit ihren vielen Augen anschaut", gab ich zu. Ich hatte mich aus Solidarität gegenüber Pantherlist immer von Blattfalls Jungen fern gehalten...bis auf Sturmpfote natürlich, den ich gezwungenermaßen hatte kennenlernen müssen. Und inzwischen ging ich Nachtpfote und Blattpfote ganz automatisch aus dem Weg. Das machte es natürlich nicht gerade leicht, die entstellte Schülerin zu mögen.

Tigerherz
Ich verzog leicht das Gesicht. Ich wollte nicht schlecht über Pantherlists Sohn reden...doch er war nun einmal etwas sonderbar und ich konnte verstehen, dass Kupfernacht ihn suspekt fand. "Ich finde keinen wirklichen Draht zu ihm. Pantherlist hat mir die Aufsicht über ihre Jungen gegeben. Aber während Dämmerpfote gerne mit mir redet und Schattenpfote sehr selbstständig ist und keine Probleme macht, ist Giftpfote ein wenig mein Sorgenkind. Dämmerpfote hat mir ein paar unschöne Dinge anvertraut und ich glaube inzwischen halten sich die meisten Schüler von ihm fern. Ich hoffe es wird besser, wenn er älter und vernünftiger wird", miaute ich nachdenklich und dachte an den schwarzen Schüler. Unter keinen Umständen durfte er so werden wie sein Vater.