Pantherlist

Ich lag unter einem struppigen, doch wärmenden Strauch, der mich gegen den Schnee um mich herum abgeschirmt hatte, sodass ich in den kalten Wintertagen nicht erfroren war, auch wenn ich etwas unterkühlt war. Meine Augen waren geschlossen und ich regte mich nicht.
Vor mir stand ein weißer, fetter Kater. Ich wusste schon nicht mehr, was ich ihm angetan hatte. Vielleicht eine der zahlreichen Katzen die mir zum Opfer gefallen waren und dabei ihr Leben verloren. Teuflisch grinste er mich an und trat auf mich zu. "Heute Nacht wirst du zu ihnen kommen", hauchte er in mein Ohr. "Heute Nacht wirst du all den verlorenen Seelen begegnen, die wegen dir ruhelos umherirren. Und deine unendliche Qual wird weitergehen..." Ich wollte mich rühren und ihm meine Krallen über das Gesicht ziehen, doch ich war wie versteinert. Meine Schnurrhaare zitterten und ich starrte gebannt nach vorne, als sich dort alles zusammen zu ziehen schien.

Winterherz
Ich blickte auf, als mich die Katze aus den Gedanken riss. "Ich rede nicht besonders gerne mit Jemandem, der sich mir nicht einmal vorstellt", miaute ich schlicht auf ihre Worte hin. Und die Kultur meiner Ahnen nicht achtet, fügte ich in Gedanken hinzu.

Cotton
Meine Pfoten führten mich wie von selbst und ich war überrascht, als ich plötzlich den Zweibeinerort hinter mir gelassen hatte und auf die Grenze zum SilberClan-Territorium zuhielt. Irgendwie ließ mich wohl die Sache mit Blütenschweif nicht wirklich los. Ich war mir sicher, dass sie tot war...doch ohne Beweise keimte in mir ständig neue Hoffnung auf und das war zum verrückt werden. Ich ließ meinen Blick über die kahle Baumlandschaft vor mir gleiten, als mir mit einem Mal ein schwarzer Schatten unter einem Busch auffiel. Zuerst dachte ich es wäre ein Stein, doch als ich näher kam erkannte ich die Umrisse einer liegenden Katze. Erschrocken trabte ich zu ihr. "Hallo? Alles in Ordnung?", fragte ich laut, da die Katze nicht auf meine knirschenden Schritte reagiert hatte. Sie atmete noch, dass konnte ich sehen, doch sie schien vollkommen abgemagert und nicht weit entfernt vom Tod. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, doch ich konnte ihren Kopf kaum sehen.

Pantherlist

Um mich herum hörte ich ein Rauschen, wie weit entfernt. Doch ich konnte nicht darauf reagieren, da nun auch ich in das Loch vor mir gesogen wurde. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch sie waren schwer wie Blei und mehr als ein Zucken meines Schnurrhaares brachte ich nicht zustande. Was auch immer da draußen war, ich hoffte, dass es mich nicht töten würde.

Winterherz
Ich nickte und mein Blick wurde freundlicher. "Eve also, freut mich dich kennen zu lernen. Um deine Frage von vorhin zu beantworten, mein Vater hat mich viele Tagesreisen von hier entfernt aufgezogen. Er wollte, dass ich ewig bei ihm bleibe doch irgendwann hielt ich es dort nicht mehr aus und bin abgehauen. Seitdem bin ich unterwegs und versuche zu lernen, was mein Vater mir nicht beibringen konnte", miaute ich. Es war nicht wirklich eine Lüge was ich ihr erzählte. Ich ließ nur einiges weg. Aber das war nicht unüblich unter Streunern. Man erzählte nur das was einem passte. So zumindest hatte ich es mitbekommen.

Cotton
Ich schnupperte vorsichtig an der Katze, doch sie schien nicht krank zu sein. Nur vollkommen unterkühlt und abgemagert. Ich trat um sie herum und betrachtete ihr Gesicht. Sie hatte nur ein Auge...ich schnappte nach Luft als ich erkannte wer da vor mir lag. Pantherlist! Was um alles in der Welt war mit ihr geschehen. Wie konnte eine Kriegerin wie sie so enden? Mir schoss durch dann Kopf was sie mir angetan hatte und für einige Herzschläge war ich versucht sie einfach hier liegen zu lassen. Doch ich brachte es nicht übers Herz. Vorsichtig legte ich mich neben sie und wärmte sie. Gleichzeitig fuhr ich mit der Zunge in kräftigen Zügen über ihr Fell, um ihren Kreislauf wieder etwas in Schwung zu bringen. Dabei überlegte ich was ich als nächstes tun sollte. Am besten ich fand etwas Nahrung, die ich der entkräfteten Kriegerin geben konnte. Doch dazu musste ich sie für eine Weile allein lassen...und wer wusste wie lange sie noch durchhielt.

Pantherlist

Ein warmer Fleck bildete sich auf meiner Haut und meine Glieder fingen an zu zucken. Das Loch, das mich in sich hineingesogen hatte, hielt plötzlich an, alles um mich herum gefror und plötzlich konnte ich mich in meinem Traum bewegen. Verwirrt sah ich mich um. Der dicke, weiße Kater, der mich eben noch bedroht hatte, stand wie eingefroren neben mir. Ich war versucht ihm meine Krallen über den Körper zu ziehen, doch ich tat es nicht. Mit Mühe öffnete ich meine Augen einen kleinen Schlitz.

Cotton
Ich bearbeitete Pantherlist weiter mit der Zunge, dann sah ich dass sie ihre Augen ein wenig öffnete. "Hey! Komm zu dir Pantherlist, sonst wirst du hier draußen sterben. Ich glaube nicht, dass du deine Jungen zu Waisen machen möchtest!", miaute ich laut und versuchte die Kriegerin so aus ihrer Trance zu holen. Ich dachte an die kleine Dämmerpfote. Ich wollte nicht, dass sie ihre Mutter verlieren musste.

Wintertanz
"Davon bin ich überzeugt", antwortete ich, obwohl ich das keineswegs war. Ich hatte zwar hart mit Blutstern trainiert, doch einen echten Kampf hatte ich bisher nicht bestreiten müssen. Ich war jeder Konfrontation mit Geschick ausgewichen, indem ich mir Katzen zum Freund gemacht hatte, der Gefahr ausgewichen war oder irgendeinen anderen Trick genutzt hatte. Ich mochte es lieber andere auf meine Seite zu ziehen. So etwas war immer nützlich. Sie konnten einem in einer zukünftigen Notlage eventuell eine große Hilfe sein. Und wenn nicht war es auch nicht schlimm. Eve schien keiner Streunerbande anzugehören und so wie sie redete hielt sie vermutlich auch nicht all zu viel davon. Diese Erkenntnis minderte meine übliche Abneigung gegen Streuner ein wenig. Wenn die Clans hier in der Nähe wohnten, dann war es vielleicht klug die schwarze Katze für mich zu gewinnen. "Als Eve, wenn es dir nichts ausmacht mir davon zu erzählen, was ist deine Geschichte? Ich finde es immer spannend zu hören was andere so erlebt haben." Mein Blick blieb freundlich, doch mehr auch nicht. Ich wollte es nicht übertreiben.

Pantherlist

Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund war wie gefroren. Dafür ist es schon zu spät... Langsam schwand das Traumbild um mich herum, ich öffnete meine Augen und sah einen dicken weißen Kater neben mir. Einen Moment brauchte ich, um mich zu erinnern, dann fiel es mir wieder ein. Warum hilft er mir? Ich wollte ihn umbringen! Doch noch immer konnte ich kein Glied bewegen. Es fühlte sich an, als wären sie komplett vereist, als wäre ich selbst eine pure Eisstatue. Ein lautes Knurren machte sich seinen Weg und alarmiert dachte ich, es käme von einem Hund, bis ich realisierte, dass dieses laute Geräusch mein eigener Magen war. Ich sah bloß zu dem Kater und starrte ihn an. Warum hilft er mir? Warum tötet er mich nicht?

Wintertanz
Das war eine ziemlich typische Streunergeschichte. Zumindest kam es mir so vor als würden die meisten Streuner früh von ihren Eltern getrennt werden. Sei es weil sie nicht gewollt waren oder weil die Eltern starben. Mir tat das immer ein wenig leid. Ich selbst hatte mit der zuverlässigen Liebe und Geborgenheit meiner Eltern aufwachsen können. Auch wenn sie mich manchmal genervt hatten, ich hatte mich immer auf sie verlassen können. Den einzigen Verlust den ich in meinem Leben bisher erlebt hatte war das Verschwinden meiner Schwester gewesen. Meine Eltern hatten sie schon vor langem für Tod erklärt, beim Streunerangriff umgekommen. Doch ich glaubte immer noch daran, dass ich sie irgendwann wiedersehen würde. Auch wenn ich sie nie wirklich gekannt hatte. "Eine Schande, wenn man so früh seine Eltern verliert. Aber zumindest hattest du noch jemand anderen, der dich unterstützt hat", wandte ich mich schließlich wieder an Eve. Ich spürte, dass sie ungern über sich redete, aber mein Vater hatte mir gesagt, dass es die Meisten trotzdem genossen wenn man sich für sie interessierte. Man durfte nur nicht zu neugierig werden.

Cotton
Ich seufzte erleichtert, als Pantherlist zu sich kam. Ihre Augen wirkten riesig in dem mageren Gesicht. Sie war schon dünn gewesen, als ich sie zuletzt gesehen hatte, doch jetzt wirkte sie als bestände sie nur noch aus Haut und Knochen. Ich hörte wie ihr Magen knurrte. "Wahrscheinlich ist es das beste ich hole dir etwas zu essen. Ich weiß du verabscheust es, aber das Einzige was ich dir bringen kann ist Hauskätzchenfutter", miaute ich mit ruhiger Stimme und blickte mich dabei aufmerksam um. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn ich einen Clankrieger sehen und die Verantwortung hätte abgeben können. Es war belastend einer Katze das Leben zu retten, die einen hatte umbringen wollen...und es vielleicht immer noch wollte.

Wintertanz
Ich nickte ein wenig betreten. Es war mir unangenehm, dass ich von Eve nicht wirklich gutes dachte, wo sie doch bisher kein sehr leichtes Leben gehabt hatte. Und sie hatte mich in ihrer Höhle bleiben lassen. Mein Vater hatte mir eingebläut niemals einem Streuner zu vertrauen und sie höchstens glauben zu lassen man wäre ihnen wohlgesonnen. Denn Streuner waren hinterhältig und böse. Sie stahlen Junge, Beute und taten alles für ihren eigenen Vorteil. Doch vielleicht hatte es auch einen Grund weshalb Streuner so selbstsüchtig waren. Eve hatte nie den Halt eines Clans gehabt...und noch nicht mal viel Unterstützung einer Familie. Ich hatte auf meiner Reise selbst gemerkt wie schwierig es war alleine zu überleben. Eine Verletzung konnte da das Todesurteil sein. Denn niemand versorgte einem die Wunde und jagte für einen solange mal das nicht konnte. "Das ist schade. Aber immerhin hast du doch deine Cousine oder?"

Wintertanz
Ich zuckte irritiert mit den Schnurrhaaren. Irgendwie schien die Beziehung zwischen den beiden schlechter als ich angenommen hatte. Oder aber sie hatten sich vor nicht all zu langer Zeit gestritten oder so. Jedenfalls vermutete ich, dass sie das Thema nicht besonders mochte. Ich blickte nach draußen und beschloss, dass es Zeit war weiter zu ziehen. "Ich werde dann mal wieder gehen. Ich will deine Heimat nicht schlecht machen, aber ich kann mir schönere Orte vorstellen als einen Zweibeinerort."

Winterherz
"Du auch. Man sieht sich bestimmt zwei mal im Leben. Ich hoffe wir begegnen uns dann wieder als Freunde und nicht als Feinde", miaute ich freundlich und ignorierte ihren abschätzigen Blick. "Ich würde dich ja fragen, ob du mir den Weg aus diesem Ort hinaus zeigst...doch du sollst deine Cousine nicht allein lassen müssen." Ich blickte zu der verletzten Akame und zuckte dann verabschiedend mit der Schwanzspitze.

Pantherlist

"Okay", krächzte ich bloß und starrte auf den Busch vor mir. Wo war ich?

Winterherz
"Danke", miaute ich und folgte der Streunerin. Ich hielt die Augen offen und beobachtete unsere Umgebung aufmerksam. Ich misstraute Eve zwar nicht wirklich...doch Vertrauen war trotzdem nicht viel vorhanden. Ich rechnete sicherheitshalber damit, dass sie mich in eine Falle führte. Besser vorsichtig sein als nachher bereuen. "Warst du schon einmal bei den Clans im Territorium?"

Cotton
Ich nickte und musterte die Katze besorgt, dann stand ich auf und lief eilig davon zurück in Richtung meines Hauses.

Pantherlist

Ich schloss die Augen wieder. Ich brauchte dringend Schlaf, ich war so unendlich müde. Nur ein wenig Schlaf... Ich spürte, wie meine Glieder schwer wurden und mein Atem immer langsamer wurde. Schlafen... Einfach nur schlafen...

Winterherz
Ich folgte Eve mit schnellen geschickten Bewegungen. Beim Klettern war ich ganz in meinem Element. Ich warf dem Hund einen beunruhigten Blick zu, doch da er festgebunden und außer Reichweite war, musste ich mir wohl keine Sorgen machen. "Und weshalb das? Ich dachte die Clans wollen keine Streuner in ihrem Territorium." Mir fiel ein was die Kätzin vorhin gesagt hatte. "Bist du dort, um sie zu ärgern?"

Winterherz
Meine Augen funkelten belustigt. "Ach so ist das. Hast du etwa einen Verehrer im Clan?", fragte ich amüsiert, doch meine Aufmerksamkeit wurde schnell auf das Territorium vor mir gelenkt. Endlich war ich angekommen...einen SturmClan hatte Vater zwar nie erwähnt, aber Clan war Clan. Jetzt musste ich mich nur noch beweisen und dafür sorgen, dass sie mich aufnahmen.