Cotton
Ich sprang vom Schoß meines Besitzers und huschte eilig hinüber zur Haustür, da Blütenschweif vom Fenstersims verschwunden war. Als sie dann mit einem Mal direkt vor mir im Flur stand, zuckte ich überrascht zurück. "Was um alles in der Welt machst du denn hier? Und wie bist du reingekommen?", fragte ich verwirrt, da ich nicht davon ausgegangen war, dass eine Clankatze wie Blütenschweif wusste wie man eine Katzenklappe verwendete. Als ich die hübsche Katze diesmal aus der Nähe betrachtete merkte ich, weshalb sie mir so seltsam vorgekommen war. Ihr Fell glitzerte und ich konnte Sterne darin entdecken. Außerdem wirkte sie fast ein wenig unscharf, als würd ich gerade Träumen. Konnte es sein, dass ich mich in einem Traum befand und eigentlich immer noch auf dem Schoß meines Besitzers döste?

Ankunft: Wintertanz

Cotton
"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt, doch mein Magen krampfte sich durch eine böse Vorahnung zusammen. "Wo gehst du hin? Oder träume ich das hier nur?" Ich verstand nicht was Blütenschweif mir sagen wollte. Jungen sagte man so, dass jemand gestorben war. Dass derjenige für immer gehen würde. Doch Blütenschweif stand doch hier direkt vor mir.

Wintertanz
Mit vorsichtigen Schritte bahnte ich mir meinen Weg in den Zweibeinerort hinein, der vor mir lag. Ich hatte überlegt ihn zu umgehen, doch er war auf beiden Seiten von Bergen begrenzt. Den Kompromiss den ich mit mir selbst geschlossen hatte war, dass ich mich weitgehend in den Randgebieten des Ortes aufhalten würde. So würde ich vielleicht den meisten Zweibeinern aus dem Weg gehen können. Trotzdem hatte ich mich am Ende des Tages heillos verlaufen und konnte nur noch ungefähr die Richtung halten. Als die Sonne untergegangen war hatte ich überhaupt keine Orientierung mehr, weshalb ich mich schließlich erschöpft auf die Suche nach einem Unterschlupf machte.

Cotton
Ich starrte Blütenschweif eine Weile fassungslos an und versuchte zu verstehen was sie mir da versuchte zu sagen. "Heißt das du bist gestorben?", fragte ich schließlich heiser und meine Augen waren voller Schmerz. Ich hätte sie niemals allein lassen dürfen. Ich hatte gedacht sie wäre im Clan sicher, doch dem war wohl nicht so gewesen.

Cotton
Ich fühlte mich, als hätte Blütenschweif mir einen Kinnhaken versetzt. Niedergeschmettert sah ich sie an. "Die Menschen hätten etwas machen können...wenn ich bei dir geblieben wäre, dann würdest du vielleicht noch leben", miaute ich verzweifelt und hasste mich selbst dafür, dass ich so selbstsüchtig gewesen war und mich auf die Suche nach einer fernen Märchengestalt gemacht hatte, anstatt hier zu bleiben und mich mit Blütenschweif 'zufrieden zu geben'.

Cotton
Ich versteifte mich bei Blütenschweifs Berührung, denn ich hatte bisher gedacht, dass sie nur eine Illusion war, ein Traumbild welches sich nicht wirklich mehr in dieser Welt befand. Ihre Schnauze fühlte sich unnatürlich kühl an. Ihren Worten schenkte ich keine Beachtung. Ich war mir sicher, dass die Menschen Blütenschweif gerettet hätten. Sie konnten angefahrene Katzen retten. Tiere, deren Beine vollkommen zerschmettert waren oder die Unmengen an Blut verloren hatten. Ich hatte es selbst gesehen. "Dann heißt es jetzt wohl 'Auf Nimmerwiedersehen', nicht wahr? Du verschwindest aus meinem Leben, einfach so und viel zu früh. So wie Ray. Ich scheine verflucht zu sein..."

Cotton
Ich seufzte leise. "Du hast recht, du wirst immer in meinem Herzen bleiben. Es war wirklich eine große Ehre dich kennen zu dürfen. Du hättest ein langes, glückliches Leben verdient gehabt, aber ich hoffe du findest wenigstens jetzt deinen Frieden." Ich hielt inne und berührte Blütenschweif dann sanft mit meiner Schnauze an ihrer.

Cotton
Ich starrte für eine Weile regungslos geradeaus auf die Haustür, bevor ich mit mechanischen Bewegungen zurück zu meinen Besitzern trottete und mich in mein Körbchen fallen ließ. Das musste ich jetzt erst einmal verarbeiten.

Wintertanz
Ich fand schließlich einen mehr oder weniger geeigneten Unterschlupf. Eine Art kleiner Tunnel, der streng roch jedoch Schutz vor Wind und den Blicken der Zweibeiner bot. Unruhig tigerte ich in der Dunkelheit auf und ab. Ich war zwar erschöpft, aber ich konnte beim besten Willen kein Auge zutun. Ich war hier überall von Feinden umgeben. Es könnten Hunde, Ratten, Füchse oder feindliche Streuner auftauchen. Im schlimmsten Falle sogar Zweibeiner, die mich fangen wollten. Mir stand wohl eine lange Nacht bevor.

Akame

"Ja...", Murmelte ich grimmig und versuchte aufzustehen. Beim ersten Mal knickste ich mit der Pfote zusammen. Beim zweiten Mal aber klappte es besser und ich suchte verzweifelt halt bei meiner Cousine zu finden.

Akame

"Danke",stöhnte ich und legte ich hin. Mehr verlangte ich eigentlich auch nicht. Einfach nur ein sicheres Plätzchen und geschützt einer....starken Katze. Ich muss schon zugeben. Wir beide sind uns ähnlich.

Cotton
Schließlich hielt ich es im Haus nicht mehr aus. Für einige Wochen war es hier schön gewesen. Ich hatte mich ausruhen und entspannen können. Mein Fell glänzte wieder und meine schmerzenden Wunden waren vollständig abgeheilt. Doch nun wollte ich wieder hinaus in die Welt. Dort war ich nicht so eingeengt und musste die ganze Zeit über Dinge wie Blütenschweifs Tod nachdenken. Also verließ ich das Haus durch die Katzenklappe. Mein neues Halsband wies mich als Hauskätzchen aus. Es war seltsam es nun nach so langer Zeit wieder zu tragen. Doch so war ich immerhin sicher vor Tierfängern. Geschickt bahnte ich mir meinen Weg durch die Straßen. Viel hatte sich hier nicht verändert, trotzdem wollte ich mein altes 'Revier' neu erkunden und feststellen, ob die alten Schleichwege und Gefahren noch dort waren wo ich sie in Erinnerung hatte.

Wintertanz
Ich hatte mich tief in den Tunnel zurückgezogen als ich Katzenstimmen gehört hatte. Mir war aufgefallen, dass in dem Tunnel ein recht frischer Geruch nach Streuner gehangen hatte. Doch ich hatte nicht all zu sehr darüber nachgedacht. Normalerweise hatten Streuner keinen festen Schlafplatz. Außerdem hatte ich keine Lust gehabt weiter zu laufen. Nun bereute ich das allerdings, denn ich wollte in keinen Kampf verwickelt werden. Die beiden Katzen schienen beschäftigt zu sein und mich nicht zu bemerken. Doch das war nur eine Frage der Zeit. Eine der beiden war wohl verletzt und wie es sich anhörte waren sie eher zweckmäßig verbündet. Also beschloß ich mich einfach vorzustellen und es darauf ankommen zu lassen. Auf leisen Sohlen trat ich nach vorne. "Entschuldigt die Störung, ich habe nicht damit gerechnet, dass dieser Tunnel bereits bewohnt ist. Würde es euch stören, wenn ich hier raste? Ich bleibe auch nicht lange", sprach ich die unverletzte Katze höflich an, denn ich spürte, dass sie eine stärkere Autorität besaß.

Winterherz
"Ja, vielen Dank. Ich werde dir sicherlich nicht das Revier streitig machen", miaute ich immer noch freundlich. Die Streunerin reagierte äußerst gereizt. Deshalb erwähnte ich weder, dass ich eigentlich ja eine Clankatze war noch zeigte ich wie sehr ich Streuner wie sie verabscheute. Wäre die Situation eine andere gewesen, dann hätte ich vielleicht einen Streit angefangen. Doch mein Vater hatte mir beigebracht, dass man immer bedacht handeln und seine eigenen Gefühle auch mal herunterschlucken musste. Irgendwann kam immer die Zeit sie wieder hervor zu lassen. "Mein Name ist Winter. Ich habe meine Heimat verlassen, um neue Welten zu entdecken und von dort zu lernen. Aber ich werde mich sicher nicht in einem Zweibeinerort niederlassen. Das ist mir zu gefährlich." Ich benutzte meinen ausgedachten Streunernamen. Als Clankatze erkannt zu werden brachte nicht immer Vorteile. Viele Streuner mochten uns nicht, so wie es umgekehrt eben auch war.

Winterherz
Ich warf der Streunerin einen beleidigten Blick zu, da sie weder sich noch ihre Begleiterin vorgestellt hatte. Unhöflicher ging es ja wohl nicht. Sicher würde ich mich nicht ausfragen lassen, wenn sie selbst solche Manieren an den Tag legte. "Ich bin ja nicht mäusehirnig. Es gibt überall Clans und als Streuner ist es das Gesündeste sich einfach von ihnen fern zu halten. Außer Wunden und Ärger bekommt man dort nicht. Ich wüsste nicht was daran Spaß machen sollte", antwortete ich. Natürlich würde ich mir diese Clans einmal genauer ansehen. Es konnte sein, dass es Überbleibsel der alten Clans waren, die ich gesucht hatte. Die Streunerin hatte mir einen hilfreichen Tipp gegeben, was ich ihr aber nicht unter die Nase binden wollte. Es würde sie sicher misstrauisch machen, wenn ich mich für die Clans interessierte.

Winterherz
Ich zuckte dankbar mit den Ohren und baute mir mit schnellen Bewegungen ein kleines Nest. Ich versuchte die Bemerkung der Streunerin zu ignorieren, obwohl mir eine aufgebrachte Antwort auf den Lippen lag. Klar, irgendwo stimmte es was sie sagte...aber ehrlich gesagt waren wir einfach besser. Wir hatten Gesetze und Regeln und wir sorgten uns umeinander wenn jemand zu krank, zu jung oder zu alt war, um es für sich selbst zu tun. Die Gemeinschaft der Clans war einfach besser als das Leben eines Streuners. Vor allem die Streuner in Zweibeinerorten waren meist vollkommen respektlos, wussten nicht was sich gehörte und hielten sich an keine Regeln. Wer die Jungtiere eines Clans stehlen konnte und den Clan damit erpressen wollte, der war einfach schlecht und in jedem Fall weniger wert. Ich dachte finster an Jason und seine Streunerbande. Ob die Streunerin auch zu einer solchen Bande gehörte?