Cotton
"Richtig...ich habe nach und nach die ganze Stadt nach ihm abgesucht. Das hat natürlich eine Weile gedauert. Schließlich musste ich ja auch erstmal alt genug werden, um überhaupt raus zu kommen. Und dann musste ich lernen wie man sich in einer Stadt am besten zurecht findet. Da gibt es ohne Ende Straßen und Autos und natürlich Menschen. Wenn man erstmal weiß, wie man sich bewegen muss und welche Wege man nehmen kann, dann ist es ganz leicht. Aber die Regeln der Menschen sind schwer zu durchschauen. Es hat mich eine Weile gekostet", antwortete ich und freute mich insgeheim, dass Blütenschweif den Tritt der anderen Katze scheinbar nicht billigte. Das konnte nur bedeuten, dass sie mich nicht verabscheute.

Cotton
Ich legte leicht den Kopf schief. "Naja...also Menschen sind haarlose Wesen mit einer rosafarbenen Haut. Ich weiß nicht ob ihr hier jemals welche zu Gesicht bekommt, aber südwestlich von eurem Territorium liegt eine Stadt, dort leben sehr viele Menschen. Autos sind ihre Fortbewegungsmittel, damit fahren sie überall hin anstatt zu laufen. Straßen sind wie Wege auf denen die Autos fahren", erklärte ich und versuchte mich dabei möglichst verständlich auszudrücken. Scheinbar haben die Clankatzen nicht besonders viel Ahnung vom Leben der Menschen.

Cotton
"Seltsame Namen...aber ich nehme Mal an, wenn man nicht unter Menschen, also Zweibeinern, gelebt hat, dann muss man sich ja zwangsläufig irgendwelche Namen ausdenken", miaute ich belustigt. "Als Hauskatze lernt man diese Begriffe schnell. Meistens durch andere Hauskatzen. Viele Menschen haben Katzen. Manche haben nur eine, so wie meine, andere haben mehr als gut für sie ist. Unter Hauskatzen findet man schnell Freunde. Sie sind nicht wie Einzelläufer, Streuner oder ihr Clankatzen. Klar, gibt es auch ein paar schwarze Schafe. Genauso wie es unter Einzelläufern, Streunern und Clankatzen auch sehr nette Individuen gibt."

Mondpfote
Ich nickte Falkenklaue noch kurz zu und setzte mich dann mit meiner Maus zu Sturmpfote und Giftpfote, alle anderen waren anscheinend noch unterwegs. Ich begrüßte die beiden kurz bevor ich ein bissen von der Maus aß.

Cotton
"Wie schade, dass ich ein Fremder hier bin. Aber das ist es was ich meinte. Hauskatzen sind daran gewöhnt ständig neue Kameraden zu haben. Sie geben jedem Fremden eine Chance. Menschen ziehen in eine andere Stadt und nehmen ihre Katzen mit. In das leere Haus zieht eine neue Familie und manchmal auch eine neue Katze. Man schließt ständig neue Freundschaften, aber dafür muss man sich auch hin und wieder trennen", miaute ich und dachte dabei zwar auch an Falkenklaue, aber besonders an Ray. Ihre Hausleute waren vor der Geburt umgezogen. Ich hatte nicht nur sie verloren, sondern auch unsere Jungen. Es schmerzte immer noch, auch wenn es bereits fast zwei Blattwechsel her war. Es war ein komisches Gefühl, irgendwo Junge zu haben, die jetzt vermutlich schon fast alt genug waren um selbst Junge zu bekommen. Aber das war nichts, was ich gerne weiter erzählte. Wer wollte schon einen dicken Hauskater von seiner traurigen Vergangenheit reden hören. Die meisten Einzelläufer und Streuner hatten es wesentlich schlimmer...und vermutlich war das hier im Clan ähnlich.

(Eigentlich hatte Pantherlist das Gesetz "Verachtet Hauskätzchen" gerade schon ziemlich gut veranschaulicht. Kann er was von lernen. )

Glutstern

Ich erhob mich. "Das dachte ich mir. Wie ich erfahren habe, ist diese Fellkugel dort dein Bruder", miaute ich und zeigte mit meinem Schweif auf das Hauskätzchen. Es war wahrhaftig eine Kugel.

Glutstern

"Und nun? Was möchtest du mit mir bereden?", fragte ich schließlich.

Cotton
Ich schnurrte fröhlich, als sich mein Bruder zu uns gesellte. "Da bist du ja! Und war dein Training erfolgreich?" Während ich redete bemerkte ich Blütenschweifs Unsicherheit. Dabei hatten wir uns doch gerade noch so entspannt unterhalten. Es musste an Kriegern wie meinem Bruder liegen, dass die Katze Probleme mit dem Reden hatte. Das konnte ich irgendwie verstehen. Auf jemanden ohne ordentliches Selbstbewusstsein, musste Falkenklaue zwangsweise einschüchternd wirken.

Cotton
Ich zuckte ungeduldig mit den Ohren. Viel lieber hätte ich Falkenklaue über sein Leben ausgefragt. Trotzdem antwortete ich bereitwillig. "Naja, meinst du als ich die Stadt...äh den Zweibeinerort...verlassen hatte? Das war vor über einem Blattwechsel. Ich bin leider nach Süden gezogen und habe dort sehr ziellos gesucht. Ich habe jede Katze ausgefragt, die ich getroffen habe. Naja, aber du hattest dich eben an so ziemlich dem einzigen Ort versteckt, wo es mich sicher nicht durch Zufall hinverschlagen hätte. Wenn mich eine sehr nette Einzelläuferin nicht auf den SilberClan aufmerksam gemacht hätte, würde ich dich vermutlich immer noch suchen. Wie bist du ausgerechnet auf die Idee gekommen, dich einem Clan anzuschließen? Und wieso haben sie dich, eine ehemalige Hauskatze, aufgenommen. Ich hörte wir sind hier nicht besonders beliebt."

Cotton
"Das tut mir leid...ich habe schon davon gehört das manche Besitzer das tun. Ray hat das auch erlebt. Dann hat man sie eingefangen und sie musste eine zeitlang in einem Tierheim leben, bevor sie von den Besitzern im Haus neben mir adoptiert wurde. Dich haben die Menschen wohl nicht entdeckt. Ob zum Glück oder nicht, ist wohl Ansichtssache. Sie sind eigentlich sehr nett weißt du?", miaute ich und seufzte dann. "Aber mit meinem Gerede über nette Menschen werden ich hier wohl nicht gerade beliebter. Tut mir übrigens leid, wenn du jetzt wegen mir Probleme hast. Ich wusste nicht, dass deine Vergangenheit hier keinem bekannt war. Und ich habe auch nicht gedacht, dass hier alle wirklich so intolerant sind. Es ist gerade so als seien Clankatzen dazu verpflichtet Hauskatzen zu hassen." Meine letzten Worte kamen ein wenig unfreundlicher als gewohnt heraus. Aber es regte mich überraschend heftig auf, wie sich die Clankatzen verhielten. Als wären sie etwas besseres. "Die einzige hier Katze, die mich freundlich behandelt hat, war Blütenschweif...und es würde mich nicht wundern wenn sie deshalb noch bestraft wird."

Cotton
Ich kniff empört die Augen zusammen. "Dabei kennt ihr das Leben von Hauskatzen überhaupt nicht. Natürlich gibt es Stubentiger, die man durchaus als verweichlicht betrachten könnte. Die erschrecken sich sogar vor ihrem eigenen Schatten", miaute ich und fuhr dann fort. "Aber es gibt auch Hauskatzen wie mich, die sich nicht damit zufrieden geben in ihrem Haus zu sitzen sondern durch die Straßen streifen um beispielsweise ihren Bruder zu finden. Natürlich haben wir genügend Futter...aber wir müssen uns mit Hunden, Ratten, Autos, bösartigen Menschen und was es sonst noch so gibt herumschlagen. Ihr Clankatzen meidet ja nicht ohne Grund die Stadt. Wenn ich so verweichlicht wäre wie jeder scheinbar auf den ersten Blick denkt...dann erklär mich mal bitte wieso ich noch lebe?" Ich versuchte trotz meiner Empörung über diese lächerliche Regel ruhig zu bleiben und schaffte es aus halbwegs. Ich wollte schließlich nicht meinen Bruder dafür rügen, was dieser Clan sich für Regeln ausgedacht hatte.

Glutstern

Ich erhob mich, als das Hauskätzchen anfing sich über unser Gesetz der Krieger zu beschweren. Das duldete ich hier nicht, vor allem nicht in aller Öffentlichkeit vor den Schülern. Es war nicht gut, wenn ihnen ein Fremder in den Kopf setzte, dass ein faules, entspanntes Leben bei Zweibeinern etwas gutes sei. "Hast du jemals dein eigenes Essen jagen müssen? Hast du jemals gehungert? Hast du jemals deine Gefährtin an schwarzen Husten verloren oder zusehen müssen, wie dein Junges von einem Vogel gefressen wird? Musstest du jemals um dein Überleben kämpfen, während Hauskätzchen, die genug zu Fressen haben aus Spaß Beute fangen, die du dringen zum Leben brauchst?", entgegnete ich ihm ernst, aber nicht wütend.

Cotton
"Habt ihr jemals zusehen müssen wie ein Freund vor euren Augen von einem Auto zerschmettert wird? Wurdet ihr jemals von einer Bande streunender Hunde gejagt, die sich euch gerne zum Mittag geteilt hätten? Wurdet ihr schon einmal von Menschen mit Flaschen beworfen, weil sie es lustig fanden?", konterte ich kühl und warf meinem Bruder einen enttäuschten Blick zu. Jetzt fiel er mir in den Rücken. Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass zumindest er das verstehen konnte. "Ich sage ja überhaupt nicht, dass euer Leben so einfach ist und wir Hauskatzen es schwer haben. Doch auch für uns gibt es Dinge mit denen wir fertig werden müssen. Außerdem...ich habe auch schon mal gehungert, schließlich lebe ich seit über einem Blattwechsel hier draußen. Ich habe in der Blattleere gefroren wie ihr auch. Und ich habe ebenfalls schon eine Gefährtin verloren, die ich sehr geliebt habe. Doch die Menschen haben sie mit sich genommen ohne mich nach meiner Meinung zu fragen. Ich habe auch schon um mein Überleben gekämpft, bloß auf eine andere Weise. Ja ich habe nie gelernt zu kämpfen und zu jagen...aber ich bin ganz sicher nicht verweichlicht. Und wenn ich mal die Unterstellung wagen darf, soweit ich das mit meinem schlecht geschulten Sinnen beurteilen konnte, ist euer Territorium reich an Beute. Und ich sehe hier auch niemanden, der schlecht genährt ist."