Schattenpfote
Ich zischte leise und funkelte den Traumkater an. "Wie gesagt, ich lasse mich nicht zu einem Lakai machen und auch nicht zu einer Gefangenen!", knurrte ich aufgebracht. "Ich erkläre dir mal was. Treue ist nichts was man erzwingen kann...zumindest keine echte Treue. Würdest du mich dazu zwingen im Wald der Finsternis zu bleiben, dann würde ich dir vielleicht Treue vorspielen, aber sobald ich eine Möglichkeit sehen würde dich zu erledigen oder zu hintergehen...würde ich sie ohne zu Zögern ergreifen. Wenn es Treue ist, die du von mir willst...dann musst du mir vertrauen und mir meine Freiheit lassen. Oder kannst du das nicht? Jemandem vertrauen..." Meine Stimme wurde sanft und ein spöttisches Funkeln trat in meine Augen.

Nachtpfote
Ich trottete Raupelz hinterher. Ich war gespannt, was er mir wohl erzählen würde...doch in meinem Magen hatte sich auch ein schwerer Knoten gebildet vor Furcht ich könnte mich wieder einmal blamieren. Ich haderte weiterhin mit mir, weil ich so miserabel beim Anschleichen gewesen war. Ich fragte mich, ob es andere Jagdtechniken gab die mir besser liegen würden oder ob ich für immer daran angewiesen sein würde, dass andere für mir jagten. Als mein Mentor stehen blieb, tat ich dies ebenfalls und sah ihn abwartend an.

Winternacht
Ich mustere die Katze amüsiert. "Ich zwinge dich ja nicht, mich zu begleiten." Ich mache mich lang, strecke mich ein wenig und beginne, mich aufzulösen. "Schlafe noch ein paar Nächte darüber. Aber ich schenke keinem Clan eine voll ausgebildete Katze einfach so." Meine Stimme hallt verzerrt nach. Wie sagt Tigerstern immer: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Deine Mutter war das beste Beispiel."

Schattenpfote
"Ich brauche keine einzige Nacht darüber zu schlafen. Wenn du nicht gewillt bist mir auch nur ein wenig entgegen zu kommen, dann kannst du mir gestohlen bleiben. Ich weiß ja nicht einmal wie du heißt! Ich begebe mich sicher nicht in die Pfoten eines Fremden! Da kann deine Schwester auch noch so beeindruckend gewesen sein!", knurrte ich dem Kater hinterher, bevor mich Dunkelheit umfing und ich aus meinem Schlaf aufschreckte. Der aufgegessene Fisch lag vor mir auf dem breiten Ast und ich musterte aufmerksam die Umgebung unter mir. Ich bezweifelte es zwar, aber falls ich im Schlaf Geräusche gemacht hatte, dann wollte ich zuerst sichergehen, dass ich von niemandem beobachtet worden war. Ich zog schließlich meine Krallen aus dem Holz, die sich während des Schlafs hineingebohrt hatten und setzte mich ordentlich hin. Die Sonne hing tief am Himmel...ich musste eine ganze Weile fort gewesen sein. Erwartungsvoll blickte ich hinüber zur SturmClan-Seite des Flusses...doch nichts war zu sehen. Es war dumm zu glauben, Ampferkralle würde ausgerechnet heute zu einem Treffen kommen. Unglücklich blieb ich weiterhin auf dem Ast hocken und dachte über alles nach. Die Rückkehr meiner Mutter, Giftpfote, Dämmerpfote, Ampferkralle und besonders über den Traumkater. Es würde mir fehlen ihn in meinen Träumen zu sehen. Doch ich konnte nicht so mir nicht dir nichts in seine Falle gehen, ohne mich irgendwie abzusichern. Ich wollte diese Ausbildung so unbedingt...vielleicht würde er einlenken, wenn ich nur lange genug die Desinteressierte spielte. Aber wenn er es nicht tat? Ich würde mein Leben lang bereuen, den Handel nicht eingegangen zu sein. Denn ich ahnte, dass die Ausbildung im Wald der Finsternis einzigartig war und mich zu mehr als einfach nur einer herausragenden Kämpferin machen würde. Doch dafür meine Freiheit hergeben? Konnte ich das wirklich tun?

Nachtpfote
Ich schüttelte mit großen Augen den Kopf. "Ihr habt auf einem Schrottplatz gelebt?! Aber wieso? Hat es da nicht furchtbar gestunken? Und war das nicht gefährlich? Wegen den ganzen Zweibeinern?!", fragte ich ungläubig und sträubte das Nackenfell bei dem Gedanken so nah an einem Zweibeiner leben zu müssen. Ich hatte sie in meinem Leben zwar noch nicht gesehen, doch ich hatte Geschichten gehört. Felllose Monster die Katzen verfolgten, einsperrten und sonstige Grausamkeiten veranstalteten. Moon hatte mir erzählt was sie mit ihr gemacht hatten. Zweibeiner waren schrecklich!

Nachtpfote
Ich nickte und merkte mir Raupelz Worte, doch ich konnte mich bei Weitem nicht so für die Heilertätigkeit begeistern wie meine Schwester. Vielleicht war es ganz nützlich ein paar Grundlagen zu wissen, aber ansonsten hatten wir ja gerade deshalb Heiler...damit wir Krieger uns nicht so viele Gedanken wegen Verletzungen machen mussten. Mich interessierte das frühere Leben meines Mentors viel mehr. Gerne hätte ich weitere Fragen zu Zweibeinern, Rattenkämpfen oder dem Leben im Schrott gestellt. Doch ich wollte nicht das Missfallen meines Mentors auf mich ziehen, also lauschte ich weiter aufmerksam und versuchte ehrliches Interesse an der Wundheilung zu zeigen. "Und wie legt man einen solchen Verband an?"

Rostfell, Giftpfote Ankunft

Rostfell

Ich hob den Kopf und schnupperte, doch ich konnte keinen Hauch von Schattenpfote riechen. Ich wurde alt... "Weißt du, wo sie hingelaufen sein könnte?", wandte ich mich schließlich an Giftpfote.

Rostfell

"Dann begeben wir uns wohl mal auf die Suche", miaute ich und lief in eine Richtung los. "Du hast generell nicht so viel Kontakt zu deinen Schwestern, oder?", fragte ich den Schüler. "Sie sahen sehr feindselig aus, als Glutstern dich ernennen wollte."

Schattenpfote
Schließlich wurde mir langweilig, da ich mit meinen Problemen nicht wirklich weiterkam. Um mich abzulenken kletterte ich flink von meinem Baum hinab und schlenderte ein Stück flussabwärts, wobei ich immer näher ans Ufer kam. Irgendwann waren meine Pfoten vollkommen vom Flusswasser bedeckt. Das kühle Nass gefiel mir, außerdem konnte ich so praktischerweise schwer verfolgt werden. Ich bezweifelte immernoch stark, dass mich jemand vermisste...aber vielleicht hatte meine Mutter nach mir gefragt. Und davon abgesehen konnte schließlich auch einfach eine Grenzpatrouile vorbeikommen. Als mir dieser Gedanke kam, huschten meine Augen aufmerksam zum Gebüsch am Flussufer. Auch die feindliche SturmClan-Seite behielt ich im Auge.

Nachtpfote
Ich verfolgte Raupelz Erklärungen und war zufrieden, als ich keinerlei Probleme dabei hatte einen Verlauf an seiner Vorderpfote anzulegen. Mein Blick schweifte dabei allerdings weiterhin regelmäßig ab und auch in Gedanken war ich mehr schlecht als recht beim Unterricht. Ich stellte mir weiterhin vor wie ein Leben auf dem Schrottplatz wohl aussah, wie man gegen Ratten kämpfte und allerlei andere Dinge.

Nachtpfote
Ich schüttelte eilig den Kopf. "Nein, alles in Ordnung. Ich habe gerade nur an Pantherlist gedacht. Und an diese seltsame Prophezeiung...", log ich ohne zu Zögern, um meine Unaufmerksamkeit zu entschuldigen. Das waren Themen, die sicher jeden im Clan beschäfigten. Und da ich die Adoptivtochter von Pantherlist war, galt das für mich eigentlich im Besonderen. Doch auch wenn ich es jetzt als Notlüge benutzte, im Grunde war es mir gleich was mit Pantherlist geschah. Sie hatte mir nie wirklich Muttergefühle gezeigt und immer sehr deutlich zwischen ihren Jungen und meinen Geschwistern und mir unterschieden. Als Junges war ich darüber traurig gewesen und hatte mir eine richtige Mutter gewünscht...doch inzwischen hatte ich mich damit abgefunden.

Rostfell

"Insofern war es eine kluge Entscheidung den Rang nicht anzunehmen", miaute ich und folgte Giftpfote. Schließlich hob ich schnuppernd den Kopf. "Ah... Nun kann ich auch ein wenig Schattenpfote wahrnehmen", miaute ich zufrieden, dass meine Geruchs Knospen noch nicht völlig versagt hatten.

Rostfell

Ich nickte bloß zustimmend und beschleunigte mein Tempo etwas. Der Schüler schien sich ziemliche Vorwürfe zu machen, vielleicht sogar etwas zu sehr. Doch da wollte ich mich nicht einmischen. Zumindest vorerst nicht. Der Geruch von Schattenpfote wurde immer stärker und langsam bremste ich ab. Direkt hinter diesem Busch musste sie sein, ich konnte es deutlich riechen. Also trat ich hindurch und sah mich um. Als ich sie tatsächlich am Flussufer stehen sah, atmete ich erleichtert aus.

Schattenpfote
Ich bemerkte meine Beobachter sofort. Sie waren auch nicht besonders bedacht darauf unsichtbar zu sein. Deshalb verwunderte es mich auch nicht, dass ich den Geruch von Rostfell und Giftpfote, oder wie auch immer er inzwischen hieß, erkannte. Natürlich...mein Bruder hatte mein Fehlen bemerkt und wollte jetzt dafür sorgen, dass ich auch die dementsprechende Konsequenz erhielt und bestraft wurde. Wenngleich ich mir der Gegenwart dieser beiden bewusst war, reagierte ich nicht auf sie, sondern schlenderte weiter durch das seichte Wasser in Ufernähe.

Rostfell

Ich winkte Giftpfote zu mir, der ebenfalls gerade aus dem Wald stürmte. "Beruhig dich. Sie ist hier", miaute ich bloß und bewegte mich aus dem Busch, um ihr hinterherzulaufen. Mir war klar, dass sie uns ignorierte, denn sie müsste keine Nase besitzen, wenn sie uns jetzt noch nicht bemerkte.

Schattenpfote
Ich seufzte entnervt und blickte mich zu den beiden um. Sie waren aus dem Gebüsch getreten und hielten auf mich zu. Ich sprang aus dem Wasser und hockte mich ans Ufer, den Rücken demonstrativ zu Giftpfote und Rostfell gewandt. Mir war klar, dass mein kleiner Ausflug jetzt vorbei war. Im Grunde wäre ich vermutlich sowieso bald zurück ins Lager gekommen. Doch ich war trotzdem wütend, weil nun für die nächsten Tage keine Chance mehr bestand, Ampferkralle zu sehen.

Schattenpfote
Ich musterte meinen Bruder ohne sichtliche Regung in den Augen. "Sicher, deine Sorge war allerdings ziemlich unbegründet und das hättest du auch wissen können", miaute ich und meine Stimme war einen Hauch sarkastisch, als ich das Wort Sorge aussprach. Mich widerte es an, wie offensichtlich er den besorgten Bruder spielen wollte. Wenn es Dämmerpfote oder Sturmpfote gewesen wären, die dort vor mir gestanden hätten, dann wäre ich vermutlich gnädiger gestimmt gewesen...doch selbst sie hätte ich mit einem verächtlichen Blick bedacht. Wenn jemand sich um mich Sorgen machte, weil ich im Territorium unterwegs war, dann kannte er mich schlecht. Ich kannte es vermutlich besser als jeder meiner Baugefährten, denn ich verbrachte den Großteil meiner Zeit dort.

Schattenpfote
"Ich bin doch nicht wegen dir weggelaufen", miaute ich belustigt. "Ich wollte nur Mutter aus dem Weg gehen...außerdem war das nicht das erste Mal, dass ich allein außerhalb des Lagers unterwegs war." Giftpfote schien ein wenig betrübt, weil ich nicht die gewünschte Reaktion zeigte, doch das war mir egal. Ich würde meine Meinung über ihn nicht ändern, nur weil er sich auf einmal so anders benahm. Dieses Schauspiel würde ich ihm sicher nicht so schnell abkaufen.